Interview mit Suzan, weitere Quellen siehe Fussnoten
Kinderarbeit
Suzan erzählt
Wir treffen Suzan in der Feile. Das ist ein Raum in der Novagassse 36, im 2. Bezirk, der in der Absicht betrieben wird, Menschen die Möglichkeit zum Austausch, zum Kennenlernen, aber auch zum Abhalten von Veranstaltungen zu bieten. Das Thema heute lautet „Kinderarbeit“, und die Referentin ist Suzan.
Suzan stammt aus dem Iran, sie lebt aber seit vielen Jahren in Schweden. Sie erzählt uns ihre Geschichte. Nachdem der „Schah“ vom Volksaufstand außer Landes vertrieben war, errangen rasch die islamistischen Kräfte die Macht im Iran. Suzan studierte zu dieser Zeit Pharmakologie. Sie engagierte sich gegen die sogenannte „islamische Kulturrevolution“, der unter anderem ihr Studium zum Opfer fiel: die Universitäten wurden gesperrt.
Die Repression gegen die fortschrittlichen Bewegungen wurde immer stärker. Innerhalb eines Jahres musste Suzan vierzehn Mal ihren Wohnort wechseln, um dem Geheimdienst zu entkommen. Zu dieser Zeit hatte sie bereits ein Kind und war schwanger.
Schließlich flüchtete sie sich in den kurdischen Teil des Iran, ein befreites Gebiet, in das die Armee nicht vordrang. Hier unterrichtete sie Volksschulkinder. Vier Jahre verbrachte sie in Kurdistan, dann wurden ihre Kinder krank. Sie benötigten dringend medizinische Versorgung. Deshalb emigrierte Suzan, mit Hilfe der kurdischen Organisationen, nach Schweden. Schweden war zu dieser Zeit Zufluchtsort vieler iranischer Oppositioneller, heute leben allein in der Hauptstadt Stockholm 25.000 IranerInnen, im ganzen Land sind es 70.000. In Schweden engagierte sich Suzan wiederum politisch und sozial. Sie arbeitete für ein kurdisches Komitee, das gegen die massenhafte Vertreibung dieser Volksgruppe durch das iranische Regime kämpfte.
Das Ende des iranisch-irakischen Krieges 1988 bedeutete für die Widerstandsbewegung im Iran keineswegs eine Erleichterung, das Regime nutzte die Ruhe im Land, um – wie von amnesty international geschätzt wird – 125.000 politische Gefangene zu ermorden. Viele AktivistInnen flohen aus dem Iran, und Suzan wurde für die Betreuung iranischer AsylwerberInnen in Schweden zuständig.
Aber auch in Schweden wurden die Asylgesetze verschärft und erfuhr der Rassismus einen Aufschwung. So wurde ein iranischer Flüchtling ermordet. Suzan arbeitete in der Redaktion von „Stop Rassismus“, und half bei der Organisierung von Demonstrationen. 6.000 Menschen gingen gegen diesen Mord auf die Straße.
Zu Beginn der 90er Jahre arbeitete Suzan für eine Frauenorganisation, die sich gegen die Geschlechterapartheid im Iran wandte. Sie war Redakteurin der Zeitung dieser Organisation.
Iqbal Masih
Mit dem Problem der Kinderarbeit wurde Suzan erstmals 1995 massiv konfrontiert. Damals kam Iqbal Masih auf seiner Tournee durch Europa und die USA auch nach Schweden. Iqbal kam aus Pakistan und war gerade zwölf Jahre alt. Im Fernsehen sah Suzan einen Bericht: Der Junge war in eine IKEA-Filiale gegangen und hatte erklärt, woher die dort zum Verkauf angebotenen Teppiche stammen. Sie wurden von Kindern in Pakistan gefertigt. Von Kindern, die von ihren hoch verschuldeten Eltern an Unternehmer verkauft worden waren. Dieses System der Schuldknechtschaft funktioniert immer noch in vielen Ländern: die Eltern verpflichten sich, dass die Kinder eine bestimmte Zeit arbeiten, um die Schulden der Familie zu tilgen.
Im Jahr 1986 verkaufte Iqbals Vater seinen Sohn für die Summe von 13.000 Rupies an eine Teppichfabrik. Sechs Jahre lang arbeitete Iqbal dort, 16 Stunden täglich. In Muridke, woher Iqbal kam, gab es viele Teppichwebstühle, die von Kindern betrieben wurden. Diese Tätigkeit ist für Kinder derart anstrengend, dass Iqbals Körper aufhörte zu wachsen. Das Kind drohte, ein Zwerg zu werden.
Im 16. Jahrhundert arbeiteten Kinder in Kupfergruben des Kellerwaldes in Deutschland. Sie trugen Filzkappen zum Schutz vor Gesteinschlag, lebten in penibel aufgeräumten Häuschen und – vergreisten mit Erreichen der Geschlechtsreife. Mit 20 Jahren sahen sie klein und hunzelig aus – mit ihren Kappen wie Zwerge.1
Auch heute noch arbeiten weltweit 1 Million Kinder im Bergbau in unterirdischen Gruben, tragen schwere Lasten, hantieren mit Sprengstoff, inhalieren schädlichen Staub und sind mit Giftstoffen wie Blei und Quecksilber konfrontiert. Kinder schürfen dabei Diamanten, Gold und kostbare Metalle in Afrika, Edelsteine in Asien und Gold, Smaragde, Kohle und Zinn in Südamerika.2
1992 erklärte der Oberste Gerichtshof in Pakistan die Kinderarbeit in der Teppichindustrie für illegal. Dennoch ging die Praxis, dass Eltern, die hoch verschuldet waren, ihre Kinder an die Unternehmer abtraten, weiter. Dagegen kämpfte die „BLLF (Bonded Labour Liberation Front – Front gegen die Schuldknechtschaft)“ an, deren Mitglied Iqbal wurde.3Die BLLF begann mit Demonstrationen gegen die Teppichunternehmer, die Kinder beschäftigen, sie organisierte AnwältInnen, die diese Kinder vor Gericht vertraten, und sie eröffnete Schulen in unmittelbarer Nähe der Fabriken, und forderte die Kinder auf, anstatt zur Arbeit in die Schule zu gehen. AktivistInnen in Pakistan befreiten so 12.000 Kinder aus der Schuldknechtschaft. Trotzdem wird geschätzt, dass auch heute noch 30 Millionen Kinder in Pakistan arbeiten müssen, in der Industrie, in der Landwirtschaft, als Dienstpersonal in privaten Haushalten, in Hotels oder an Tankstellen.4
Für Iqbal bedeutete die BLLF, dass er erstmals eine Schulbildung erhielt. Er wurde u.a. zu einem Künstlerkongress in die USA geschickt und erhielt ein Stipendium. Sein Wunsch war, Anwalt zu werden und sein Leben in den Dienst der Befreiung der Kinder von Zwangsarbeit zu stellen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr nach Pakistan wurde er umgebracht. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt.
Suzan war gerade damit beschäftigt, eine persische Kinderzeitung zu entwickeln. Sie erzählte darin auch Iqbals Geschichte. So wurde ein weiterer Aktivist aus Pakistan, der in Schweden Asyl gefunden hatte, auf sie aufmerksam. Die beiden fuhren seither gemeinsam auf mehrere Kongresse von „Global March“, einer Organisation, die weltweit gegen Kinderarbeit kämpft.5Und seither arbeitet Suzan bei „Darvag“, deren Ziel die Abschaffung der Kinderarbeit im Iran ist.
Kinderarbeit weltweit
Suzan weiß viel über Kinderarbeit zu berichten. Diese extrem verschärfte Form kapitalistischer Ausbeutung ist weltweit verbreitet. In den USA arbeiten Kinder beispielsweise auf den Baumwollplantagen. Und wer weiß schon, dass etwa in Großbritannien 500.000 Kinder arbeiten? Dabei handelt es sich nicht um Kinder von ImmigrantInnen, sondern um die englischer ArbeiterInnen. In Italien arbeiten ca. 600.000 Kinder, vor allem in der Leder- und Schuhindustrie in Sizilien, aber auch in anderen Landesteilen.
Deshalb fand der erste Kongreß gegen Kinderarbeit im Mai 2004 in Florenz statt. Der italienische Staat verwehrte 147 VertreterInnen aus Asien und Afrika die Einreise mit der scheinheiligen Begründung, nicht für deren Sicherheit garantieren zu können. Als der italienische Sozialminister bei diesem Kongress sprechen wollte, haben deshalb die Kinder das verhindert.
Kinder produzieren medizinische Geräte, wie Skalpelle und andere Operationsgeräte, die in westlichen Spitälern eingesetzt werden. Kinder produzieren Unterwäsche für multinationale Konzerne. In Afrika arbeiten sie in der Tabakernte und –aufbereitung, eine auch für Erwachsene extrem schweißtreibende Tätigkeit. In Indien sind von 220.000 ArbeiterInnen in der Streichholzindustrie 75.000 Kinder unter 15 Jahren. Auch bei der Produktion von Feuerwerken werden sie eingesetzt, bis zu 13 Stunden täglich; eine sehr gefährliche Arbeit, bei der mit vielen giftigen Chemikalien gearbeitet wird.
Multinationale Konzerne profitieren von Kinderarbeit
Außerhalb von Europa und den USA arbeiten viele Kinder an den Produkten, die wir hier konsumieren. So lassen Nike und Reebok in China Kinder zwischen 7 und 15 Jahren bis zu 14 Stunden täglich arbeiten, bei einem monatlichen Verdienst von 1,40 Euro. Dabei sind die ArbeiterInnen Schikanen ausgesetzt, sie dürfen nur dreimal täglich auf die Toilette, und nicht miteinander sprechen. Diese Zahlen und Fakten stammen aus einem UNICEF-Bericht, die Realität ist noch viel elender.
Pakistanische Kinder haben bis vor wenigen Jahren 85% aller Fuß- und Tennisbälle auf der Welt produziert, bis die Bewegung gegen die Kinderarbeit einen Erfolg erzielen konnte. Die Unternehmen wurden verpflichtet, an Stelle der Kinder deren Eltern zu beschäftigen, mit dem Erfolg, dass diese Unternehmen in andere Länder wie Bangla Desh, Indien, Brasilien, wo auch viele Kinder in der Schokoladeproduktion arbeiten – ohne sich jemals eine Tafel Schokolade leisten zu können – ausgewichen sind.
H & M lässt Kinder in Honkgong und Taiwan seine Kleidung produzieren. Bayer und Unilever lassen Kinder auf indischen Baumwollfeldern hybrides Saatgut produzieren.6
Firmen wie Coca Cola kaufen Zucker für ihre Getränke aus El Salvador und profitieren an der dortigen Kinderarbeit. Bis zu neun Stunden täglich schneiden hier Kinder in glühender Hitze mit Macheten das Zuckerrohr und es kommt immer wieder zu schweren Unfällen mit Schnittwunden an Händen oder Beinen.7
Der Reifenhersteller „Bridgestone Firestone“ betreibt in Liberia eine riesige Gummiplantage, auf der Kinder- und Sklavenarbeit herrschen. Ganze Familien sind von Sonnenauf- bis –untergang damit beschäftigt, die täglich geforderten 750 Bäume anzuzapfen, die Arbeit beginnt um halb fünf Uhr morgens. Zusätzlich quält die ArbeiterInnen der Einsatz von giftigen Pestiziden und Düngemitteln.8
Suzan erklärt, warum das Phänomen der Kinderarbeit zu- statt abnimmt. Der Kapitalismus will Erwachsenenarbeit durch Kinderarbeit ersetzen, weil Kinder billiger arbeiten, weil sie leichter zu disziplinieren sind und weil darüber die Standards auch bei der Erwachsenenarbeit gesenkt werden können. Eine Gesellschaft, in der Eltern ihre Kinder an Unternehmer verkaufen müssen, wird zwangsläufig weiter verrohen, und die Solidarität unter den ArbeiterInnen wird untergraben.
Das Phänomen der Kinderarbeit geht aber noch viel weiter. Suzan erläutert uns das am Beispiel des Iran.
Iran
Der Iran ist kein armes Land, er ist ein reiches Land. Zumindest ist Rafsandjani der 47.-reichste Mann der Welt. Dagegen ist der Lebensstandard der ArbeiterInnen im Iran elendig. Suzan berichtet von ArbeiterInnen, die seit drei Jahren keinen Lohn erhalten haben und sich mit Zweit-, Dritt- und Viertjobs über Wasser halten müssen. Sie sind gezwungen, ihre Kinder an Unternehmer zu „verleihen“, um überleben zu können. Der Iran ist eine sehr junge Gesellschaft, 2/3 der Bevölkerung sind unter 25 Jahren alt. Und unter den massenhaften Arbeitslosen und Verarmten grassieren die Drogen, wobei Heroin inzwischen billiger ist als Opium.
Der Iran ist insofern eine Ausnahme, als hier gesetzliche Regelungen für die Kinderarbeit bestehen. Das ist wörtlich zu nehmen: nicht gegen, sondern für Kinderarbeit. Zum einen gelten laut Zivilgesetz 1210 des Iran Mädchen ab achteinhalb und Buben ab dreizehneinhalb Jahren als erwachsen, d.h. sie dürfen heiraten. Damit unterläuft das iranische Gesetz die internationale Konvention, nach der Menschen bis zum 18. Lebensjahr als Kinder gelten, obwohl er diese Konvention selbst 1995 unterzeichnet hat.
Zum anderen hebelt der § 188 des Arbeitsgesetzes die Bestimmungen, nach denen Kinderarbeit unter 15 Jahren verboten ist, praktisch aus. Dieser Paragraph erlaubt Kinderarbeit in staatlichen Betrieben (etwa bei der Post) sowie in privaten Familienbetrieben. Praktisch bedeutet das, dass Väter das Sorgerecht für ihre Kinder für bestimmte Zeit an Unternehmer abtreten, die dann die Kinder für sich arbeiten lassen. Mit § 188 fallen 85% der iranischen Kinder nicht unter die Arbeitsschutzgesetze und „dürfen“ arbeiten. Allein in Teheran arbeiten derzeit etwa 1 Million Kinder – die Stadt hat 8 – 10 Millionen EinwohnerInnen.
Der Iran produziert 35% der für den Export bestimmten Teppiche der Welt, in dieser Branche sind sehr viele Kinder beschäftigt. Weil im Iran Geschlechterapartheid herrscht, werden Teile der Produktion in die Wohnungen und Wohnhäuser verlagert. Dort arbeiten Frauen und Mädchen. Aber nicht nur in der Teppichproduktion, auch Schrauben, Muttern, elektronische Bauteile werden in Heimarbeit gefertigt.
Ab welchem Alter müssen Kinder zu arbeiten beginnen? Dazu sagt Suzan, eine iranische Zeitung hat über einen siebenjährigen Jungen berichtet. Er war abgebildet mit der Unterschrift, dass er als „Meisterteppichknüpfer“ ausgezeichnet wurde und eine Belohnung erhielt. In welchem Alter muss dieser Junge zu arbeiten begonnen haben, um mit sieben ein „Meister“ zu sein?
Und wieviel Geld erhalten Eltern, die ihre Kinder „verleihen“? In der Nähe der Stadt Ghom, so recherchierte eine iranische Journalistin, werden Kinder von 6 bis 16 Jahren für 20.000 bis 120.000 Toman pro Jahr verliehen, das entspricht 20 bis 120 Euro. Jährlich!
Das islamische Recht des Iran ist ein Recht des Privateigentums, sagt Suzan: Embryos im Mutterleib gelten als heilig; und ein Mann, der seine Frau so schlägt, dass das Kind im Mutterleib stirbt, kann zum Tod verurteilt werden. Sobald aber das Baby geboren wurde, riskiert er 10 Tage Haft und eine Geldstrafe, wenn er es tötet. Entsprechend intensiv ist die Bestrafung von Kindern. In Schulen ist körperliche Züchtigung erlaubt und wird auch angewandt, und in 2.000 iranischen Zeitungen, die Suzan 2005 ausgewertet hat, gab es keine einzige, in der nicht ein Fall von Kindesmisshandlung publiziert worden wäre. Sogar die Todesstrafe wird an Kindern vollzogen, zwischen 1990 und 2005 wurden 28 Kinder hingerichtet, und zwei zum Tod verurteilte Kinder sind derzeit in Haft.
Neben dem „Verleih“ von Kindern berichtet Suzan über zwei weitere Bereiche, die beängstigend „boomen“. Viele Mädchen verlassen ihre Eltern und gehen in die Stadt, wo sie oft genug am Stadtrand in Kartons ihr Leben fristen müssen. Sie werden leicht Opfer von Mafiabanden, die sie nach Dubai oder in die Arabischen Emirate bringen. Dabei werden sie von der Aussicht angelockt, dort einen Job als Sekretärinnen zu erhalten und nach einigen Jahren in den Goldenen Westen emigrieren zu können.
Tatsächlich handelt es sich jedoch entweder um Zwangsprostitution, und diese Mädchen landen bei Scheichs, in Discos oder Bordellen, an die sie für 50 Dollar aufwärts verkauft werden. Oder, noch schlimmer, sie werden Opfer von Kinderporno-Produzenten. Auch dieses Geschäft wird durch das iranische Recht geschützt, gelten doch neunjährige Mädchen als „heiratsfähig“, was faktisch Pädophilie straffrei stellt. Und es wird in Mitwirkung mit den iranischen Behörden abgewickelt, denn es gibt keine privaten Flugzeuge im Iran, und die Ausreisen werden streng kontrolliert.
Für die AktivistInnen gegen Kinderarbeit ist die Situation im Iran ebenfalls gefährlicher als anderswo, stellen sie sich doch gegen geltendes Recht. Deshalb rufen Suzan und ihre FreundInnen zu einer Kampagne auf, mit der die Kinderarbeit im Iran international thematisiert werden soll.
Die Forderungen dieser Kampagne sind nicht nur das Verbot von Kinderarbeit und die entsprechenden gesetzlichen Änderungen. Für Suzan und ihre MitstreiterInnen ist klar, dass die Eltern ausreichend bezahlte Arbeit erhalten müssen, um das System der Kinderverleihung effektiv bekämpfen zu können.
Diese Kampagne wird von verschiedenen Menschen unterstützt. So veranstaltet ein ehemaliger Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, gemeinsam mit zwei Schauspielern aus dem Iran, in Hannover während der WM ein Match zu Gunsten von KinderarbeiterInnen (Motto: „kick out child labor from all of the world“). Als wichtigen Transmissionsriemen für ihre Anliegen betrachten die AktivistInnen die UNICEF und die ILO (Internationale Arbeitsorganisation), deren Hauptsitz in Genf auch schon von Kinderdemonstrationen besucht wurde.
Dabei sieht Suzan diese Organisationen durchaus kritisch. Oft versuchen sie, AktivistInnen abzuwerben, weil ihnen deren Aktionsformen und Forderungen zu radikal erscheinen. Suzan betont, dass es sich bei der Frage der Kinderarbeit um eine Klassenfrage handelt, und dass deshalb die ArbeiterInnenbewegung selbst diese Frage aufgreifen und lösen muss.
Und sie betont, dass sie, bei all ihrer Kritik am islamischen Regime im Iran, strikt gegen eine Militärintervention ist. Denn das würde wiederum dem Regime einen Vorwand liefern, die ArbeiterInnen noch weiter zu unterdrücken und Kinder in den Krieg zu schicken. Für das Regime wäre ein US-Angriff ein „Gottesgeschenk“, denn ohne Unterdrückung der Bevölkerung kann es sich keine Stunde an der Macht halten. Und in ihrem Fundamentalismus gleichen Bush und Ahmadi-Nejad einander. Suzan: „Wir müssen versuchen, die ArbeiterInnenbewegung, die Frauenbewegung und die Kinderrechtebewegung gegen den Krieg in Bewegung zu setzen. Egal, ob gegen amerikanische Soldaten oder gegen iranische Pasdaran.“
Die Vereinigung zur Abschaffung von Kinderarbeit im Iran
In Schweden hat Suzan die „Vereinigung zur Abschaffung von Kinderarbeit im Iran“ (AACLI) mit begründet. Sie fordert, dass alle Kinder eine freie, sekuläre und moderne Bildung erhalten; dass sie ihre Rechte, wie in internationalen Konventionen festgelegt, erhalten; dass die Organisationen, die Kinderrechte verteidigen, von den Behörden geschützt werden; dass die doppelte Ausbeutung von Mädchen und weiblichen ArbeiterInnen gemildert wird; dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern, egal ob daheim, in der Sexindustrie oder der Pornographie unterbunden wird; dass die Rechte unehelich geborener Kinder respektiert werden (das beginnt damit, dass diesen Kindern Geburtsurkunden ausgestellt werden); dass Waisen- und Halbwaisenkinder besonders unterstützt werden und dass den vom Krieg betroffenen Kinder und denjenigen Kindern, deren Lebensunterhalt nicht gesichert ist, sofort geholfen wird.9
Anmerkungen
1 Siehe: http://bergfreiheit.de/bgf/schnees2.htm - Schneewittchen und der Bergbau
2 http://www.humanrights.ch/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=404&idart=3377&m=&s=&zur=404
3 Die homepage der BLLF: http://www.bllf.se/
4 http://www.derfunke.at/hpneu/print.php?sid=284 - Interview mit Khalid Mehmood (PTUDC)
5 Siehe: http://www.globalmarch.org/
6 http://www.welthungerhilfe.de/805.html, http://www.taz.de/pt/2003/07/31/a0083.1/text
7 http://www.humanrights.ch/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=404&idart=3436&m=&s=&zur=404
8 http://www.afrika-start.de/artikel-134.htm
9 http://www.darvag.com/jamiat/kampain/frakhan-inglish.htm, http://www.darvag.com/jamiat/jamat.htm