Filmvorführungund Diskussion: Mittwoch, 28.5.2008
Die Taxischwestern von Xian
Dokumentarfilm, Fang Yu, China/Deutschland 2006.
Xian, einst wichtiger Standort der staatlichen Rüstungs- und Textilindustrie, hat heute, nach Schließung vieler staatlicher Betriebe, mit einem hohen Ausmaß von Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Neue Investoren kommen nur langsam in die Stadt.
Nachdem sie arbeitslos wurden, fingen Yu Weihong, Wang Aiju und Duan Yimei an, Taxi zu fahren. 365 Tage im Jahr, 10 Stunden und länger täglich. Sie sind die Taxischwestern (chin.: dijie) von Xian. Ihre Männer sind entweder arbeitslos, drogensüchtig oder tot. Von ihrem Einkommen ernähren sie die Familie. Die Stadtverwaltung hat angeordnet, dass nur noch bestimmte Autotypen von den Marken VW und Citroenals Taxis gefahren werden dürfen. Neuanschaffungen können sich die Frauen von ihrem Lohn niemals leisten. Um auch die hohen jährlichen Gebühren für die Taxikonzessionen zahlen zu können, nehmen sie Kredite bei Verwandten auf. Dies wiederum schafft Abhängigkeiten.
Mit einem liebevollen Blick auf ihre Persönlichkeiten erfahren wir, unter welchem enormen Existenzdruck die Frauen stehen. Sie erzählen offen von ihren kleinen Überlebensstrategien, Demütigungen und Hoffnungen. Auch von Liebe. Aus ihren Erzählungen heraus versteht man auch die Ruppigkeit, mit der sie sich durch ihren ermüdenden Alltag kämpfen.
Nebenbei wird das Gesicht einer chinesischen Großstadt und ihrer Menschen gezeigt: Die morgendlichen Appelle vor Arbeitsbeginn vor den Restaurants oder Supermärkten, Kindertanz als Werbung vor einer KFC-Filiale, hunderte Taxis in der Schlange an einer Tankstelle, Straßenküchen, leerstehende Fabrikgebäude, Schuhputzer, Flicker, Arbeitslose auf Jobsuche ...
Die Kantine öffnet um 19 Uhr, es gibt Volxküche, Filmvorführung: 20 Uhr