www.lalkar.demon.co.uk/issues/contents/jan2003/dprk.html; Übersetzung: Info-Verteiler, 04/2003
Der Triumph Nordkoreas – Demütigung der USA
Die imperialistische Presse beschuldigt die Demokratische Volksrepublik Korea (DVK), und natürlich deren derzeitigen obersten Sprecher und Vertreter, Genossen Kim Jong Il, der „Unberechenbarkeit“. Dieses Wort wird nicht als Lob verwendet, sondern um Irrationalität und sogar Verrücktheit zu suggerieren. Die Vorfälle der letzten Wochen zeigen jedenfalls, daß diese „Unberechenbarkeit“ nicht mehr und nicht weniger ist als die Entschlossenheit der DVK, die Interessen des koreanischen Volkes zu verteidigen – eine Entschlossenheit, die jeder imperialistischen Aggression standhält, sei sie militärisch oder ökonomisch, und allen zukünftigen Manövern, die sich die Berater der Imperialisten einfallen lassen.
Der Zusammenhang der gegenwärtigen Entwicklungen bezüglich Korea ist die Politik des US-Imperialismus, das sozialistische System in Nordkorea zu zerschlagen. Es stimmt, daß das immer seine Politik seit der Gründung der DVK war, aber sie trat nach der Niederlage der verschiedenen imperialistischen Mächte in ihrem Krieg gegen Nordkorea von 1953 in den Hintergrund. Sie wurde rachsüchtig wiederbelebt, als die Sowjetunion 1991 kollabierte. Nicht nur beraubte dieser Kollaps die DVK eines mächtigen und verläßlichen Bündnispartners, er verursachte auch große ökonomische Probleme, weil die Wirtschaft der DVK mit der der Sowjetunion eng verflochten war. Bald danach, 1994, starb der scharfsinnige und weitsichtige Führer der DVK, Genosse Kim Il Sung, was die Hoffnung des US-Imperialismus nährte, das koreanische Volk sei einer effektiven Führung beraubt. Martin Wool­la­dott erläutert die gegenwärtige Weltsituation im Guardian vom 20.12.2002 („Letztlich ist Korea in einem Punkt vereinigt – in der Verärgerung über die USA“):
„Die derzeitigen Schwierigkeiten Koreas gehen auf die Wiedervereinigung Deutschlands zurück, denn daraufhin machten die nordkoreanischen Eliten (Martin Woollacott’s Wortwahl zeigt, daß er kein Freund des koreanischen Volkes ist) die schmerzhafte Erfahrung, daß andere Leute (d.h., die imperialistischen Eliten) über sie wie über Tote sprachen. Als das Land seine chinesischen und russischen Subventionen verlor (d.h. faire Handelsmöglichkeiten), waren der herannahende Kollaps von Nordkorea und die darauf folgende Wiedervereinigung der Halbinsel zu den Bedingungen des Südens (Südkoreas) Tagesgespräch. Kritikern des Abkommens von 1994 zwischen den USA und Nordkorea wurde gesagt, daß Nordkorea verschwinden würde, lange bevor die USA zu liefern hätten“. „Unberechenbar“ jedenfalls, und „irrational“: Nordkorea hat darin versagt, zu verschwinden.
Das „Agreed Framework Agreement“
Das Abkommen von 1994 wurde vom US-Imperialismus als ein Schritt zur Demontage Nordkoreas betrachtet. Unter dem Vorwand der Verhinderung der Verbreitung von Nu­kle­ar­material war beabsichtigt, die DVK von ihrer unabhängigen Energieerzeugung für zivile Zwecke abzuschneiden und das Land militärisch und ökonomisch zu schwächen. Viele FreundInnen der DVK, die den Zweck des Abkommens durchschauten, waren damals alarmiert und verwirrt, als die DVK es unterzeichnete, sie fürchteten, daß das ein Hinweis auf ein Aufgeben sei, nachdem Genosse Kim Il Sung nicht mehr am Leben war, um es zu verhindern – denn der US-Imperialismus drohte, Nordkorea zu bombardieren, wenn es seine Nuklearanlagen nicht stillegen würde. Nun ist mehr als klar, daß die DVK keine Lektionen, auch nicht von denen, die ihr das Beste wünschen, über die verräterische Natur des US-Imperialismus benötigte.
Sie unterzeichnete damals, weil es aus einer Reihe von ökonomischen, politischen und militärischen Gründen nicht in so einer starken Position war wie heute, um dem US-Imperialismus in einem großen Krieg zu begegnen, der dem koreanischen Volk großes Leid und viel Zerstörung gebracht hätte. Daneben sicherte das Abkommen der DVK zu, daß die USA die Reaktoren der DVK durch Leichtwasserreaktoren ersetzen würden, die nicht in der Lage sind, waffenfähiges Plutonium zu produzieren – sie hätten 2002 errichtet werden sollen – und daß in der Zwischenzeit die USA die DVK mit Erdöl versorgen würden, um die Energieverluste auszugleichen. Es war natürlich leicht vorhersehbar, daß der US-Imperialismus in der Einhaltung des Abkommens von seiner Seite her – wenig sorgfältig sein würde wie, es auch tatsächlich geschah. Martin Wool­lacott (im obigen Artikel) gibt zu:
„Oft wird bei der Nennung von Nordkorea vergessen, daß die Amerikaner die meisten ihrer Versprechen nicht eingehalten haben.“
Vom Standpunkt der DVK her ist der erhebliche Schaden ihrer Ökonomie, den diese gebrochenen Versprechen angerichtet haben, immer noch ein großer Vorteil, geringer als die Zerstörungen eines großen Krieges, der durch die Unterzeichnung des Abkommens verhindert wurde.
Die Politik von „Armee zuerst“
In der Zwischenzeit ist die DVK nicht untätig gewesen. Trotz der Tatsache, daß die Schwierigkeiten, die durch den Verlust der unabhängigen Energieproduktion entstanden, durch vier Jahre schlimmer Naturkatastrophen erhöht wurden (Überschwemmungen und Dür­reperioden), die das Land für Jahre zurückwarfen, hielt die DVK an einer Politik der militärischen Stärkung fest, auf daß sie sich nie wieder den US-imperialistischen Drohungen mit militärischer Aggression wie im Jahr 1994 beugen werde müsse.
„Irrational“ und „unvorhersehbar“ war das koreanische Volk darauf vorbereitet, die Gürtel enger zu schnallen, zeitweise sogar bis auf das Niveau einer leichten Unterernährung, um seine Unabhängigkeit und nationale Souveränität zu sichern. Wie es nur in einem von den Imperialisten so genannten „ultrasta­li­nis­ti­schen Staat“ möglich ist, unterstützten die Massen des Volkes, die sich sicher sind, daß ihre Regierung nur ihren Interessen dient und kein Werkzeug irgendeiner femden Macht oder Klasse ist, weiterhin die Regierung, sogar als sie hungern mußten. Sie wußten, daß die Politik von „die Armee zuerst“, die Politik der Ausweitung der Bewaffnung und militärischen Vorbereitung der einzige Weg war, sich selbst gegen eine US-militärische Aggression zu verteidigen.
Unter dieser Politik wurden Raketen gebaut, die bis Japan reichen, falls man den imperialistischen Quellen glauben kann; die DVK stellte klar, daß sie nukleare Kapazitäten besitzt und eine oder zwei Nuklearwaffen gebaut hat. Falls diese tatsächlich existieren, unterstützen wir natürlich das Recht der DVK und jedes anderen Landes, für Verteidigungszwecke Nuklearwaffen zu besitzen, solange es keine weltweite, umfassende und nicht diskriminierende nukleare Abrüstung gibt. Sie müssen im Lichte der 1.000 nuklearen Sprengköpfe gesehen werden, die der US-Imperialismus allein in Südkorea hat. Für Verteidigungszwecke sind jedenfalls ein oder zwei nukleare Sprengköpfe bedeutend effektiver als 1.000, denn sie machen einen Angriff durch einen Feind zu kostspielig.
Ob die DVK Nuklearwaffen besitzt oder nicht, die Politik von „die Armee zuerst“ scheint erfolgreich einen Angriff des US-Imperialismus auf Nordkorea zu kostspielig gemacht zu haben. Fergal Keane erklärt das sehr gut in einem Artikel mit dem Titel „Warum konzentriert Washington sein Feuer eher auf den Irak als auf Nordkorea?“ im Independent vom 14.12.2002:
„Nordkorea mag Teil von George Bush’s ‚Achse des Bösen‘ sein, es mag auch alle Anzeichen des irakischen Staates aufweisen, aber es wird in nächster Zeit kein Ziel für die Amerikaner sein. Ein derartiger Angriff wäre bedeutend gefährlicher als einer auf den Irak“. Später fährt er in diesem Artikel fort:
„Die USA haben 37.000 Soldaten in Südkorea innerhalb der Reichweite sogar der kleinsten nordkoreanischen Artillerie stationiert. Es gibt die starke Vermutung, daß Nordkorea die Raketentechnologie besitzt, um amerikanisches Territorium zu bedrohen, Japan, den wichtigsten Verbündeten in der Region, sowieso. Die Konsequenzen eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel stellen nach Lord Dennings’s unsterblichem Ausspruch ‚einen Ausblick dar, der zu erschreckend ist, um ihn sich auszumalen’.“
„… auch hinsichtlich der Möglichkeit, daß nordkoreanische Raketen in Seoul und Tokio einschlagen könnten und der raschen Eskalation hin zu einem Nuklearkrieg. An diesem Punkt sprechen wir in Größenordnungen von hunderttausenden Opfern.“
„Tatsache ist, daß man Nordkorea nicht enthaupten kann. Das wäre ein Konflikt, der hunderttausende Koreaner im Süden zu Geiseln machen würde“ sagt Kurt Campbell, ein ehemaliger Verteidigungs-Staatssekretär in der Clinton-Regierung zu einer militärischen Auseinandersetzung mit der DVK. „… würde eine Form der konventionellen Zerstörung hervorrufen, die wir seit Stalingrad nicht mehr erlebt haben“ (zitiert in FT, 11.11.2002).
Abgesehen von der Stärke in der konventionellen Kriegsführung besitzt die DVK zweifellos die Kapazitäten, mehr als bloß ein Dutzend nuklearer Bomben zu produzieren, von denen bereits möglicherweise bereits welche produziert werden. Mit den Worten von Colin Powell, dem US-Verteidigungsminister „schauen Sie nicht auf dieses Regime, das 60 Tonnen Plutonium besitzt, die es produziert hat – und sie haben ein paar solcher Bomben mit diesem Plutonium, (und) nehmen Sie an, sie bluffen. Wir wissen, daß sie nicht bluffen, denn wir haben gesehen, was sie machen“ (zitiert wie oben).
Es muß anerkannt werden, daß es eine Leistung ist, die ausdrücklich völlig „unvorhersehbar“ ist, von einem imperialistischen Standpunkt aus, um nicht zu sagen „irrational“, daß ein kleines Land wie die DVK, nicht größer als Wales, und zu einer Zeit, als es unter nicht unerheblichen ökonomischen Schwierigkeiten litt, fähig war, im Lauf von acht Jahren (seit 1994) sich selbst stark genug zu machen, um ein derartig wütendes Monster wie den US-Imperialismus auf Distanz zu halten und ihn zu überzeugen, daß es wünschenswert ist, eine „diplomatische Lösung“ zu suchen, sodaß Colin Powell ankündigen muß, daß eine militärische Intervention nicht die richtige Lösung sei, was Korea betrifft.
Die Verstärkung der ökonomischen Offensive der USA
Natürlich schließt die Idee des US-Imperialismus einer „diplomatischen“ Lösung keineswegs eine Aggression aus. Sie bedeutet bloß den Wechsel vomVertrauen auf eine militärische AggressionzumVertrauen auf eine ökonomische Aggression. Seine Entschlossenheit, den Kommunismus in Nordkorea zu zerschlagen, ist stärker, wilder und verzeifelter als je. Aber so ist die „Un­vor­her­seh­barkeit“ und „Irrationalität“ von Nordkoreas Diplomatie: je wilder der US-Imperialismus aufstampft, desto mehr schadet er sich selbst.
George Bush, dessen Überzeugung, daß Nordkorea mit militärischen Mitteln beseitigt werden könne, hinweggewischt wurde, freundete sich stattdessen mit der Idee an, es ökonomisch zu beseitigen, indem die USA alle Versprechen des Abkommens brachen. Er dachte, um 10% ihres benötigten Erdöls gebracht, würde sich die DVK nicht halten können. Das Ergebnis war aber genau umgekehrt, als es der Vorsitzende des US-Imperialismus beabsichtigt hatte. Wenn die USA sich nicht an das Abkommen hielten, stand es der DVK für ihren Teil frei, ihre Verpflichtungen als nichtig zu betrachten und sie für ungültig zu erklären. Wenn er es tatsächlich unter dem Vorwand des angeblichen Geständnisses eines namentlich nicht genannten nordkoreanischen Beamten, daß die DVK einige ihrer Zugeständnisse nicht einhielt, weil sie weiterhin Nuklearforschung betreibe, machte, dann erlaubte er damit der DVK tatsächlich, das zu tun und wieder die unabhängige Energieproduktion aufzubauen, und damit den Strang der USA über der Entwicklung des Landes zu entfernen. Mit eleganter Finesse begann die DVK ihre Bekanntgabe der Einstellung der Öllieferungen aufgrund des Abkommens mit der Bemerkung, daß sie deshalb keine andere Wahl habe, als die Nuklearreaktoren, die seit 1994 stillgelegt waren, wieder in Betrieb zu nehmen. An diesem Punkt konnte Bush schwerlich wieder zurück. Und so wurden in kürzester Zeit die Siegel der UN-Atombehörde von den Reaktoren entfernt (die IAEA wurde eingeladen, das selbst zu machen, konnte sich aber nicht dazu aufraffen), und bald danach wurden die IAEA-Inspektoren dazu eingeladen, das Land sofort zu verlassen, was sie taten. Man nimmt an, daß die Reaktoren erst in einigen Wochen oder Monaten wieder die volle Produktion aufgenommen haben, aber die DVK ist nun sowohl ökonomisch als auch militärisch in einer viel besseren Position, als Ergebnis von George Bush’s kopfloser ökonomischer Aggression.
Die Vermehrung von Massenvernichtungswaffen
Eine weitere Stufe in der ökonomischen Aggression des US-Imperialismus war der Versuch, den Waffenhandel der DVK zu unterminieren. Da die DVK nun fähig sein wird, ihre Selbstversorgung mit Energie zu gewährleisten, wird das nicht so gewichtig sein, wie es vorher hätte werden können, immer vorausgesetzt, daß die US-Politik erfolgreich ist, wovon sie weit entfernt ist. Der Eröffnungsschlag bei diesem Angriff auf den Waffenhandel der DVK war die Aufbringung eines nordkoreanischen Schiffes Anfang Dezember 2002, das Scud-Raketen an den Jemen lieferte. Die Tatsache, daß dieser ganze Vorfall nichts als ein Theater war, um die einfachen Gemüter auf dieser Welt damit zu beeindrucken, daß Nordkorea eine Gefahr für die Friedliebenden und Unschuldigen sei, wurde beispielsweise vom Guardian am 12.12.2002 richtig verstanden (“Razzia auf hoher See: Dumme Stunts sind keine seriöse Politik“):
„Die sensationelle Geschichte der So San (dem angehaltenen koreanischen Schiff) ist eine mysteriöse Episode auf See, voll von finsteren Möglichkeiten. Zuerst scheint das Anhalten des nordkoreanischen Schiffes durch eine spanische Patrouille und die Entdeckung einer versteckten Ladung von Scud-Raketen, Sprengköpfen und Chemikalien einfach, hoch dramatisch. Hier gab es einen eindeutigen Beweis, so schien es, von Pjöngjangs Verwicklung in die illegale Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Hier, auf hoher See und für alle sichtbar, gab es den Beweis für die Bedrohung, die Nordkorea für die globale Sicherheit darstellt. Und wenn das Schiff im arabischen Meer angehalten wurde, mit dem Horn oder dem Golf als Ziel, war es möglich, unheimliche Verbindungen zu Al Kaida oder sogar mit dem Iran oder Saddam Hussein herzustellen. Was für ein Coup! Was für ein Fund! Was für ein schlagender Erfolg für die von den USA geführte Kampagne gegen die dunklen Mächte der ‚Achse des Bösen‘.“
„Oder, anders herum: was für ein Stunt! Am Tiefpunkt der Überzeugung wurden die Fragen über dieses Meeresdrama mehr und verräterischer.“
„Zuerst wurde hervorgehoben, daß Nordkorea schlicht innerhalb seines Rechts agiert, Schiffahrt und Waffenhandel zu betreiben, das mag bedauernswert sein, aber so ist es. Andere machen das ebenfalls. Nur dem Irak ist das verboten. Spanische Beamte sagten, die So San war unbeflaggt, weshalb sie in die Kategorie ‚Piratenschiff‘ gehörte (aber natürlich haben wir nur die Worte der spanischen Navy als Beweis dafür, und es scheint tatsächlich unwahrscheinlich, daß die DVK ihr Schiff nicht beflaggt, wo es doch eine völlig legale Ladung beförderte). Spanien hat es verstanden, und seine US-amerikanischen Gegenspieler, die später die So San übernahmen, liefen auf Grund, als die jemenitische Regierung erklärte, daß die Scuds ihr gehörten und daß sie sie zurückhaben möchte. Sie sagte, sie seien für reine Verteidigungszwecke besorgt worden, würden nicht weiter verkauft werden, und die USA seien im Voraus über die Verschiffung in Kenntnis gesetzt worden. In Washington verwandelte sich das Abfeiern über einen geheimdienstlichen Erfolg auf See in Angst vor einem diplomatischen Schiffbruch. Regierungsbeamte gaben zu, daß die So San und ihre Fracht zurückgegeben werden müssen. Die ‚Schiffsbeschlagnahmung des Jahrhunderts‘, so schien es, ist daneben gegangen.“
„Aber diese Kurzversion der Vorfälle der letzten 24 Stunden kratzt lediglich an der Oberfläche dessen, was tatsächlich geschehen sein mag. Haben die USA diesen Vorfall absichtlich inszeniert, um auf ihr sich selbst gegebenes Recht auf vorbeugende Aktionen gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu pochen (d.h., eine Herausforderung der US-imperialistischen Ambitionen, das Weltmonopol auf moderne Waffen zu besitzen)? Zufall vielleicht, daß diese Doktrin in Washington zeitgleich mit der Aufbringung der So San verlautet wurde. Haben die USA, obwohl sie wußten, daß das Vorgehen ihrer spanischen Verbündeten illegal ist, den Zwischenfall angeordnet, um die Raketenaktivitäten Nordkoreas zu dramatisieren und damit die Notwendigkeit einer harten Haltung gegenüber Pjöngjang sowie einer neuen westlichen Raketenverteidigung zu unterstreichen? Der Chef im Pentagon, Donald Rumsfeld, unterließ es gestern nicht, diese Nachricht zu verlauten.“
„Versuchten die USA, dem konservativen Kandidat bei der demnächst stattfindenden Präsidentenwahl in Südkorea, Lee Hoi-Chang, einem Bush-Anhänger, zu helfen, und die anti-amerikanische, pro-nordkoreanische Propaganda in Seoul zu drosseln? Sein Gegenspieler sagte, er betrachte das Timing und die Aufmerksamkeit, die dem Abfangen (des Schiffes) – auch die unüblich guten Farbfotos – als sehr verdächtig…“
Trotz der Tatsache, daß die DVK nichts Illegales getan hat, und nichts, was der US-Imperialismus nicht auf viel höherer Stufenleiter macht, wird der Zwischenfall vom US-Imperialismus dazu verwendet, zu versuchen, den Waffenhandel der DVK zu schädigen und ihre Kunden abzuschrecken. Jemen beispielsweise hat bereits versprochen, niemals mehr von der DVK zu kaufen!
Natürlich ist der Waffenhandel für die DVK nicht nur vom ökonomischen Standpunkt aus wichtig, sondern auch vom Standpunkt der Unterminierung der US-Ambitionen, alle zu entwaffnen, deren Interessen im Widerspruch zu denen der USA liegen. Das ist natürlich nicht nur die DVK, sondern das sind auch China und Rußland, die in der Lage sind, die USA von ihrem erwünschten Monopol abzuhalten. Die USA versuchen daher verzweifelt, China und Rußland gegen die DVK aufzubringen, in der Hoffnung, wenn sie letztere ausgeschaltet haben, daß sie dann fähig sein werden, mit China und Rußland zu verhandeln. Es ist selbstverständlich, daß es weder im Interesse Chinas noch Rußlands liegt, sich selbst zu gestatten, vom US-Imperialismus an der Nase herumgeführt zu werden, kein Volk in keinem Land würde das wollen. Es bestehen deshalb Chancen, daß der US-Imperialismus, nachdem er sich mit der So San selbst lächerlich gemacht hat, weiterhin nicht in der Lage sein wird, den nordkoreanischen Waffenhandel ernsthaft zu schädigen, und die Tatsache akzeptieren wird müssen, daß die DVK nach der Reaktivierung der Nuklearreaktoren sogar noch mehr Verteidigungswaffen gegen eine US-Aggression produzieren können wird.
Wahlen in Südkorea
Seit Korea als Ergebnis der US-Invasion in Südkorea 1945, in Folge der Kapitulation der Japaner im Zweiten Weltkrieg, geteilt wurde, war es der aufrichtige Wunsch fast aller Koreaner, daß ihr Land wiedervereinigt werde. Die Teilung des Landes wurde allein im Interessse des US-Imperialismus aufrecht erhalten, der eine Ausrede brauchte, in Südkorea seine große Armee von 37.000 Mann stationiert zu belassen, des weiteren eine riesige Menge an militärischer Ausrüstung, und zwar mit dem Ziel, die US-Kontrolle über die gesamte Region gegen die Ambitionen nicht nur der Koreaner, sondern auch Rußlands, Chinas und Japans, aufrecht zu erhalten. Nur wenn sichergestellt werden konnte, daß Korea eine Kolonie der USA bleibt, könnten die USA seiner Wiedervereinigung zustimmen.
„Unvorhersehbar“ und „irrational“ jedenfalls hat die Diplomatie der DVK langsam aber sicher in Südkorea Massenunterstützung erhalten – und damit das Recht der USA bedroht, seine Militärgarnison in der Region aufrecht zu erhalten: Indem sie sich immer für die Wiedervereinigung Koreas eingesetzt hat, indem sie ihre Bereitschaft erklärt hat, zu akzeptieren, daß der Kapitalismus im Süden auch innerhalb einer konföderierten Republik Korea anhalten könne, so lange das Volk das möchte. Die bewiesene Vertrauenswürdigkeit der DVK kontrastiert immer mehr die US-imperialistische Verschlagenheit.
Das Ausmaß des Erfolgs der DVK zeigt sich anhand der Resultate der Wahlen in Südkorea im Dezember 2002. Der von den USA unterstützte Lee Hoi Chang ist mehr ein Diener des US-Imperialismus als seiner Verfassung und möchte die ewig andauernde Teilung seines Landes. Deshalb war seine Politik gegenüber dem Norden „der Einsatz der Peitsche, nicht der Karotte. Die an den Norden gewährte Hilfe, 500.000 Tonnen Lebensmittel durch Südkorea im letzten Jahr, sollte eingestellt werden, bis (Nordkorea) die Produktion von Massenvernichtungswaffen einstellt, sagte er“ (Phil Reeves, „die Sonnenscheinpolitik in Korea steht bei den Präsidentenwahlen am Spiel“, The Independent, 19.12.2002). Trotz der größten Propagandaanstrengungen des US-Imperialismus, darunter die Piraterie auf hoher See, gewann Roh Moo Hyun, der Kandidat, den das Volk von Südkorea mit der Fortsetzung des Prozesses der Wiedervereinigung und mit dem Erreichen des Abzugs der US-Truppen aus Südkorea identifiziert. Die Aussage, die der Wahlerfolg von Roh beinhaltete, war, daß das Volk von Südkorea, vor allem die jüngere Generation, nicht länger Handlanger des US-Imperialismus sein möchte. Martin Woollacott (siehe oben) erläutert:
„Die Koreaner haben die wohlfundierte Ansicht, daß die Interessen ihres Landes bei den internationalen Entscheidungen keine Rolle spielen. Sie sehen, daß die USA und andere die Besetzung ihres Landes und den Kriegszustand aufrecht erhalten, die ein Ergebnis des Zusammentreffens amerikanischer Unachtsamkeit und später Obsession gegenüber der kommunistischen Bedrohung sind. Nun denken wiederum viele Koreaner, daß ihre Interessen bedroht sind, weil in einer fernen Hauptstadt Geschäfte abgeschlossen und Dogmas gepflegt werden. Das ist die Nachricht, die von beiden Seiten des 38. Breitengrades vermittelt wird.“
Die vertrauenswürdigsten Reporter berichten, daß, während die imperialistische Presse und politische Sprecher fleissig daran arbeiteten, sich über die Reaktivierung der (Reaktoren der) DVK echauffierten, in Südkorea alles weiter seinen Lauf nahm, ohne Anzeichen einer Panik. Die wenigsten Südkoreaner fühlen sich von Nordkorea bedroht, sondern die meisten betrachten Nordkorea als Teil einer und derselben Nation – nicht als Feind. Sie betrachten die Nuklearfrage als Streit zwischen Pjöngjang und Washington, anstatt als zwischenkoreanische Affäre. Die Südkoreaner sehen die Nuklearwaffen der DVK ganz richtig als Verteidigungswaffen, die der Norden niemals einsetzen wird, wenn die USA ihn nicht angreifen. Eine große Zahl von Südkoreanern betrachtet die Anwesenheit des US-Militärs in ihrem Teil von Korea und deren harte Politik gegenüber Nordkorea als die größte Bedrohung des Friedens und der Sicherheit der koreanischen Halbinsel. Tatsächlich empfindet eine große Anzahl von Südkoreanern Bewunderung für ihre Mitbürger im Norden, die es gewagt haben, den Bedrohungen Widerstand entgegen zu setzen und den US-Imperialismus zu bekämpfen.
Der Anti-Amerikanismus ist im Süden eine starke Kraft. Viele Südkoreaner würden gerne die 37.000 US-Besatzungssoldaten loswerden; sie würden liebend gerne ihren Abzug erleben, und daß sie ihre konventionellen und nuklearen Waffen mitnehmen, die immer noch die einzige tatsächliche Bedrohung der koreanischen Sicherheit darstellen. Unlängst versammelten sich eine halbe Million Menschen in den südkoreanischen Städten, um gegen die Ermordung zweier Schulkinder durch ein US-Militärfahrzeug zu protestieren – ihre Hauptforderung war der Abzug der 37.000 US-Soldaten, die in ihrem Teil des Landes stationiert sind.
Weitere Erkenntnisse
Es gab einige äußerst wichtige Erkenntnisse aus dem Nukleardisput zwischen der DVK und den USA.
Erstens wurde nicht nur die völlige Nutzlosigkeit der imperialistischen Anstrengungen enthüllt, die Weiterverbreitung von Nuklearwaffen zu verhindern, während sie selbst immer aggressiver mit diesen tödlichen Waffen auftreten.
Zweitens hat sich die Unaufrichtigkeit und Heuchelei der Imperialisten gezeigt, die einen Krieg gegen den Irak planen, weil dessen nicht existierende Massenvernichtungswaffen angeblich eine Bedrohung der Region und der Weltsicherheit darstellen. Sogar sehr beschränkte Menschen, die dieser Beschuldigung glaubten, beginnen sich zu fragen: Wenn das Engagement gegenüber der DVK wegen der Nuklearfrage die richtige Herangehensweise ist, sollte dann für Washington nicht ebenfalls gelten, daß es mit dem Irak verhandelt? Der Unterschied liegt natürlich darin, daß die DVK nicht so ein einfaches Ziel ist, wie der Irak es zu sein scheint.
„Die amerikanische Reaktion zeigt den Unterschied zwischen der Behandlung eines Landes, das bereits Nuklearwaffen haben könnte, und einem, das keine hat“, sagte Gary Mil­hol­lin, Direktor des „Wisconsin Project on Nuclear Arms“ und führender Experte in Fragen der Weiterverbreitung von Nuklearwaffen.
„Bis 1993 dachte man, daß die Nordkoreaner eine bis zwei Nuklearbomben aus ihrem Plutoniumprogramm hätten, und die letzten Enthüllungen über ihr Parallelprogramm bei der Entwicklung angereicherten Urans bedeuten, daß sie mehr haben könnten.“
„Das heißt“, sagte Milhollin, „daß Nordkorea die Fähigkeit haben könnte, Tokio, Seoul oder sogar die Vereinigten Staaten bereits jetzt anzugreifen, und das bedingt eine vorsichtige Herangehensweise in der Behandlung der Regierung in Pjöngjang. Tatsächlich haben die nordkoreanische Artillerie, die Raketen und andere konventionelle Waffen – von denen Experten meinen, sie könnten leicht Teile von Seoul zerstören – jahrzehntelang als Abschreckungsmittel gegen jede Politik eines von den USA initiierten Angriffs gedient“ (International Herald Tribune, 19./20.10.2002).
Drittens hat der Nukleardisput dazu gedient, eine richtige Spaltung zwischen den USA auf der einen und Südkorea und Japan auf der anderen Seite herbeizuführen. Bis vor kurzem war der Standpunkt der USA, daß „während sie (die USA) keinerlei Absicht hätten, Nordkorea anzugreifen, es keine bilateralen Verhandlungen geben würde, bis die Nordkoreaner ihr Atomprogramm aufgeben und versprechen, den Reaktor in Yongbyon nicht wieder hochzufahren“, während Südkorea und Japan eine viel versöhnlichere Linie einschlugen. Während die südkoreanischen Behörden ihre „Sonnenscheinpolitik“ fortführten, ungeachtet der US-Anstrengungen, den Norden zu isolieren, besteht der japanische Premierminister zum Ärger der USA darauf, „daß zur Erreichung unserer Ziele Verhandlungen notwendig sind“. Tatsächlich propagiert Koizumi, der Mitte September Pjöngjang besuchte, wo er Kim Jong Il traf, die Normalisierung der Beziehungen mit der DVK und die Erhöhung der Hilfe an letztere anstatt Reparationszahlungen für den Krieg, und unterminiert so die Anstrengungen der USA, den Norden unter starken ökonomischen Druck zu setzen. Südkorea hat mit einer Serie von zwischenkoreanischen Treffen weitergemacht. Sowohl Japan als auch Südkorea kommen weiterhin ihren Verpflichtungen in der Kedo („Korean Peninsula Development Organisation“ – darin sind Vertreter Südkoreas, Japans, der EU und der USA) nach, womit Nordkorea technische Unterstützung für die zwei Nuklearreaktoren erhält, die nach dem Abkommen von 1994 gebaut hätten werden sollen. Angesichts dieser soliden Opposition durch Japan und Südkorea wurde bekannt, daß die USA nachgeben könnten, denn gerade wurde geschrieben, daß die USA schließlich doch zur Aufnahme bilateraler Gespräche mit der DVK bereit sein könnten.
Viertens wird nun klar, daß die Konservativen in der Bush-Regierung und dem Kongreß nun die für sie nachteiligen Konsequenzen ihrer Aktionen erkennen: sie glaubten, mit der Bruch des Abkommens, das sie 1994 widerwillig geschossen haben, Pjöngjang schaden zu können.
Letztlich hat die US-Kriegslust die immer schon präsente Feindschaft des süd­ko­re­a­nischen Volkes gegenüber den US-Be­sat­zungs­kräften wie­der ans Licht gebracht. Die Besatzung stellt eine Beleidigung der koreanischen nationalen Wür­de dar und unterstützte ein mi­li­tärisches Ma­rio­net­­ten­re­gi­me, das Südkorea bis 1987 regierte. Die Südkoreaner glauben zu Recht, daß die US-Militärprä­senz in Südkorea mehr dazu dient, die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea aufrecht zu erhalten; sie glauben, daß sie, würden sie in Ruhe gelassen, innerhalb kurzer Zeit eine friedliche Wiedervereinigung erreichen würden. Mit der Wahl von Roh Moo-Hyun am 9.12.2002 ist die Militärallianz zwischen den USA und Südkorea an einem Tiefpunkt angekommen – hoffentlich wird sie demnächst zu Grabe getragen und in Frieden ruhen.
Schluß
Bei all den Vorteilen, die die kleine DVK gegenüber der US-Aggression erzielen konnte, militärisch und diplomatisch, ist es kein Wunder, daß George Bush in einem persönlichen Brief an Bob Woodward geschrieben hat „ich hasse Kim Jong Il“ (zitiert nach Martin Woollacoot, siehe oben). Die DVK und ihr Führer Kim Jong Il haben den US-Imperialismus nach Strich und Faden reingelegt, und noch mehr, sie haben dem Rest der unterdrückten Welt ein Beispiel gegeben, das beweist, daß der US-Imperialismus tatsächlich ein Papiertiger ist, ab dem Moment, da das Volk es wagt, sich gegen ihn aufzulehnen, und das in intelligenter Weise. Die letzten Entwicklungen in den Beziehungen zwischen der DVK und dem US-Imperialismus bedeuten einen großen Triumph für die erstere und eine große Niederlage für den letzteren.
Wir wünschen dem koreanischen Volk noch größere Siege im neuen Jahr 2003 und rasche Fortschritte bei der Schaffung der Konföderierten Republik von Korea.